Das ist insofern erstaunlich, als sein Autor weder Jamie Oliver noch Tim Mälzer und nicht einmal Alain Ducasse heißt, sondern Alexandre Dumas, seines Zeichens Schöpfer der Abenteuerschmöker "Die drei Musketiere" und "Der Graf von Monte Christo". Noch erstaunlicher ist freilich die Tatsache, dass das 1868 erstmals erschienene und heute weithin unbekannte Werk auf annähernd 500 Seiten über kein einziges Rezeptfoto verfügt. Stattdessen scheint in Zeiten von Designerküche und Food-Styling heimelige Küchennostalgie aus der "guten alten Zeit" wieder mehr denn je gefragt zu sein.
Fledermäuse vom Mandelbaum. Der Wiener Verleger Michael Baiculescu, der 2002 mit seiner dreibändigen Dumas-Ausgabe einen völlig unerwarteten Kochbuch-Seller gelandet hatte und soeben eine - um etliche Illustrationen und Stiche erweiterte - einbändige Ausgabe auf den Markt brachte, ist mit seiner Mandelbaum-Edition mittlerweile so etwas wie ein Zentrum bibliophiler Großmutter-Kochbuchliteratur geworden: So stellte sich etwa Ingrid Haslinger, Kulinarhistorikerin und Wächterin über das Hofburg-Tafelsilber, unter dem Titel "Tafelspitz & Fledermaus" mit einem Grundlagenwerk über die Altwiener Rindfleischküche ein.
Maria Breunlich und Helga Haas legten mit "Karpfen, Krebs und Kälbernes" ein bürgerliches Kochbuch aus der Barockzeit vor. Und Alexander Urosevic transkribierte das Kochbuch seiner Banater Großmutter unter dem g'schmackigen Titel "Husarenkrapfen & Damenkaprizen" aus der gestochenen Kurrentschrift.